Studien zum Thema:

Effect of a Scalp Cooling Device on Alopecia in Women Undergoing Chemotherapy for Breast Cancer
https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2601500

Association Between Use of a Scalp Cooling Device and Alopecia After Chemotherapy for Breast Cancer
https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2601503

Um den Haarausfall bei einer Chemotherapie zu verhindern, können Patientinnen und Patienten während der Infusion ihre Kopfhaut kühlen lassen.

Wer sich einer Chemotherapie unterziehen muss, verliert unter Umständen seine ganze Haarpracht. Mag sein, dass dies vordergründig ein verhältnismässig «kleines» Problem ist. Doch wer eine solche Phase erlebt, berichtet oft von grossen Einschränkungen und Leid. Allein die Tatsache, in der Öffentlichkeit als Krebspatientin oder Krebspatient erkannt zu werden, kann unangenehm und schmerzhaft sein. Aber auch für die Betroffenen selbst können die fehlenden Haare zum allgegenwärtigen Symbol für Krankheit werden.

Entsprechend oft nehmen Patientinnen und Patienten des Zentrums für Integrative Onkologie ZIO das Angebot einer begleitenden Therapie an, die den Haarverlust verhindern soll. Der Ärztliche Leiter Dr. med. Boris Hübenthal berichtet, viele seiner Patientinnen und Patienten nutzten das Verfahren mit der «Kältekappe», welches das ZIO seit rund einem Jahr anbietet. Insbesondere Frauen mit Brustkrebs oder gynäkologischen Tumoren, aber auch Männer mit Krebs, lassen ihre Kopfhaut während der Chemotherapie kühlen. Dies verhindert gemäss Studien in etwa jedem zweiten Fall den Haarverlust. Hübenthal beobachtet am ZIO sogar noch eine leicht höhere Erfolgsquote. «Aber natürlich ist es wichtig zu sagen, dass sich die Patientinnen und Patienten keine zu grossen Hoffnungen machen dürfen – es funktioniert letztlich nicht in jedem Fall.»

Selbst bestimmen

Dennoch hat Hübenthal bisher vor allem positive Erfahrungen gemacht mit der Begleittherapie. «Wir hatten beispielsweise eine Frau, die während der Schwangerschaft eine Brustkrebsdiagnose erhielt. Sie stand kurz vor ihrer Heirat, die Chemotherapie stand an und es war ihr wichtig, dass sie ihre Haare behalten konnte. Sie heiratete trotz Chemotherapie mit voller Haarpracht.» Auch ein Patient mit Prostatakrebs konnte dank der Kopfhautkühlung seine Haare behalten, was ihm enorm wichtig war. Er stand mitten im Berufsleben und hatte ständig Kundenkontakt. Er wollte nicht von Klienten und Kollegen auf die Chemo angesprochen werden, das hätte ihn stigmatisiert und eingeschränkt. Entsprechend froh war er, dass er dank der Haarerhaltung selbst bestimmen konnte, wer wann von seinem Gesundheitszustand erfahren sollte.

Kaum Nebenwirkungen

Im ZIO werden Patientinnen und Patienten zur Krebstherapie jeweils komplementäre, begleitende Therapien angeboten. Die Kopfhautkühlung ist eine davon. Dabei wird während der Zytostatika-Infusion im Rahmen der Chemotherapie die Kopfhaut mithilfe einer speziellen Silikonkappe, in der ein Kühlmittel zirkuliert, auf etwa 15 Grad Celsius heruntergekühlt. Damit verhindert man, dass die Zytostatika die Haarfollikel erreichen. Die Wirkung der Chemotherapie wird also lokal an der Kopfhaut eingeschränkt. Das Verfahren eignet sich deshalb nicht bei Tumoren im Kopfbereich. Bei allen anderen Tumoren sind aber gemäss aktuellem Wissensstand keine Risiken zu befürchten. Lediglich während der Kühlung, die zwei bis drei Stunden dauert, kann es für die Patientinnen und Patienten unangenehm werden. «Die meisten, die sich dafür entschieden haben, halten aber sehr gut durch und sind dann auch zufrieden mit dem Verfahren», sagt Hübenthal.

Da die Therapie im ZIO während der üblichen Betreuungszeit umgesetzt werden kann, entstehen für die Patientinnen und Patienten keine Zusatzkosten.

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